Emotionale Trigger in der Beziehung – warum es oft nicht um das eigentliche Thema geht
- klarmama
- vor 5 Tagen
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Vor kurzem erzählte mir eine Klientin von einem Abend, der ihr immer noch schwer im Magen lag. Sie hatte den ganzen Tag gearbeitet, die Kinder betreut, Essen gekocht, Wäsche gemacht. Als ihr Mann nach Hause kam, war der Tisch noch nicht abgeräumt. Er schaute kurz rein und sagte: „Hier sieht’s ja aus wie im Chaos-Haus.“
„In dem Moment war es vorbei“, sagte sie zu mir. „Ich habe ihn angefahren, er solle es doch selbst machen, wenn es ihn stört. Und zack – wir waren mitten in einem Streit, der den ganzen Abend gedauert hat.“
Als wir gemeinsam hinsahen, stellte sich heraus: Es ging nicht um den Tisch. Nicht ums Aufräumen. Sondern um das alte Gefühl, nicht genug zu sein – etwas, das sie schon als Kind immer wieder gespürt hatte.
Was sind emotionale Trigger in der Beziehung?
Ein emotionaler Trigger ist ein Auslöser, der sofort und ohne bewusstes Nachdenken eine starke emotionale Reaktion hervorruft. Das kann ein Satz sein, ein bestimmter Tonfall oder sogar ein Blick. Oft hat der Auslöser an sich gar nicht die „Macht“, uns so aufzuregen – die Stärke der Reaktion kommt
daher, dass er unbewusst an alte Erfahrungen anknüpft.
Beispiel 1: Der Tonfall
Eine andere Klientin erzählte mir, dass sie jedes Mal wütend wird, wenn ihr Partner in einem bestimmten, leicht genervten Ton antwortet. Für ihn ist es ein harmloses „Ja, ja, mach ich gleich“. Für sie klingt es wie eine Abwertung – weil sie in ihrer Kindheit oft das Gefühl hatte, nicht ernst genommen zu werden.
Beispiel 2: Das Schweigen
Ein weiterer Klientin berichtete, wie sehr sie das Schweigen ihres Mannes im Streit triggert. „Wenn er nicht sofort antwortet, fühle ich mich ausgeschlossen.“Dieses Gefühl kannte sie aus ihrer Jugend, als ihre Mutter sich oft zurückzog und tagelang schwieg.
Warum Trigger so mächtig sind
Trigger berühren oft unbewusste Glaubenssätze oder alte Beziehungsmuster:
„Ich bin nicht genug.“
„Ich muss alles alleine schaffen.“
„Wenn jemand genervt ist, mache ich etwas falsch.“
Diese Sätze sind wie innere Filter: Alles, was wir hören, wird durch sie gedeutet. Eine neutrale Bemerkung klingt wie Kritik. Ein gelangweilter Blick fühlt sich wie Ablehnung an.
Wie Trigger entstehen – und warum wir so reagieren
Neurowissenschaftlich lässt sich das gut erklären:
Der Auslöser aktiviert die Amygdala – den Teil des Gehirns, der Gefahren erkennt.
Innerhalb von Millisekunden schüttet der Körper Stresshormone aus.
Unser „logisches Denken“ (präfrontaler Cortex) wird heruntergefahren.
Trigger erkennen – der erste Schritt zur Veränderung
Diese Fragen kannst du dir stellen:
Wann in der letzten Woche warst du besonders verletzt, wütend oder genervt?
Was war der konkrete Auslöser?
Welche Gedanken kamen sofort danach?
Erinnert dich das an etwas aus deiner Vergangenheit?
Mini-Übung: Schreibe drei solcher Situationen auf und markiere, wenn dieselben Gefühle oder Gedanken mehrfach auftauchen.
Das 1×1 der Deeskalation im Alltag
Diese Schritte helfen, nicht sofort in den Streitmodus zu rutschen:
Stopp-Taste drücken – nicht sofort reagieren, einen Atemzug nehmen.
Gefühl benennen – für dich: „Ich fühle mich kritisiert / nicht gesehen / unter Druck.“
Muster erkennen – „Geht es gerade wirklich um ihn – oder um etwas aus früheren Erfahrungen?“
Bedürfnis formulieren – z. B. „Ich wünsche mir Anerkennung für das, was ich heute geschafft habe.“
Ich-Botschaften nutzen – „Ich fühle mich… und brauche…“ statt „Du machst immer…“.
Erste Hilfe im Streitmoment
Körper beruhigen: Tiefe Bauchatmung oder kurz den Raum verlassen.
Vertagen: „Lass uns später darüber sprechen, wenn wir beide ruhiger sind.“
Nachfragen: „Wie hast du das gemeint?“ – oft steckt keine böse Absicht dahinter.
Warum es sich lohnt, Triggerarbeit in der Beziehung ernst zu nehmen
Wer seine eigenen Trigger kennt, kann Konflikte schneller stoppen, Gespräche auf das Wesentliche lenken und Missverständnisse vermeiden. Das erleichtert es, auch in angespannten Momenten konstruktiv miteinander zu sprechen.
In meinem Kurs „Nah sein, auch wenn der Alltag fern ist“ lernst du, wie du deine emotionalen Trigger erkennst, sie entschärfst und konstruktiv mit deinem Partner sprichst – auch wenn der Alltag stressig ist.
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